Welches Objektiv brauchst du wofür? Der große Guide

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Jeder Fotograf weiß: Nicht nur auf die Kamera kommt es an, sondern genauso auf das richtige Objektiv. Die Auswahl ist jedoch riesig, ob Tele-, Makro- oder auch Weitwinkelobjektiv – bei uns erfährst du, welches Objektiv sich für welche Gelegenheit eignet.
Die meisten Kameras sind im Kit mit einem Objektiv erhältlich. Dieses deckt die meisten alltäglichen Bedürfnisse ab, in normalen Situationen kannst du damit ansehnliche Fotos knipsen. Doch schon bei lichtschwachen Umgebungen, bei weit entfernten Motiven oder bei Landschaftsfotografie ist der Einsatz eines speziell dafür entwickelten Objektivs ratsam.
Brennweite: Warum sie so wichtig ist

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Die Brennweite ist eines der wichtigsten Kriterien, die es beim Kauf eines Objektivs zu beachten gilt. Sie wird in Millimetern angegeben und kennzeichnet die Entfernung zwischen Sensor und Objektivhauptebene. Hier gilt: je größer die Brennweite, desto enger der Bildwinkel und folglich der Ausschnitt des Bildes.
Bei kleineren Sensoren ergeben sich jedoch auch kleinere Bildwinkel, weil nicht der volle Bildkreis des Objektivs genutzt wird. Aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit wird die Brennweite in der Regel für das Kleinbildformat angegeben.
Verwendet deine Kamera einen kleineren Sensor, kannst du die angegebene Brennweite mit einem Faktor multiplizieren, um einen vergleichbaren Bildwinkel zu ermitteln. Der Faktor ergibt sich aus dem Größenunterschied deines Sensors zu einem Kleinbildsensor. Bei der Canon EOS R10 beträgt er beispielsweise 1,6. So hat ein 50-Millimeter-Objektiv dort einen Bildwinkel und Bildausschnitt, der am Kleinbild 80 Millimeter entspricht.
Wegen der großen Verbreitung von Kleinbild- und kleineren Sensoren spricht man beim Kleinbild auch vom „Vollformat“, da es der höchste Maßstab für die meisten Fotografen ist. Das kann verwirrend sein, weil Vollformat nicht das größte Format am Markt ist. Mittel- und Großformatsensoren sind deutlich größer, finden aber nur bei einigen Profis Verwendung. Entsprechende Kameras sind recht selten und um ein Vielfaches teurer. Darum finden diese Formate im Folgenden keine Berücksichtigung.
Objektiveinordnung nach Brennweiten
Wenn die Brennweite eines Objektivs in etwa der Bilddiagonalen des Sensors entspricht, spricht man von einem Normalobjektiv. Beim Vollformat sind das Linsen mit 50 Millimetern Brennweite, während kleine Brennweiten als Weitwinkelobjektive gelten. Beträgt die Brennweite 20 Millimeter oder weniger, ist meist die Rede von Superweitwinkelobjektiven. Damit bekommt man besonders viel auf ein Bild, bei geringem Abstand zum Motiv kommt es aber zu starken optischen Verzerrungen.
Objektive mit einer Brennweite von mehr als 50 Millimetern werden als Teleobjektive bezeichnet, ab 300 Millimetern als Super-Teleobjektive. Damit können weiter entfernte Objekte sehr groß abgebildet werden. Perspektivisch „verdichten“ sie das Motiv, weil Abstände geringer wirken und dadurch augenscheinlich alles im Bild näher zusammenrückt.
Generell gelten Fotos im Brennweitenbereich von 35 bis 70 Millimetern als am natürlichsten (aber mitunter unspektakulärsten), weil dieser Bereich in etwa dem Blickfeld des ruhenden menschlichen Auges entspricht.
Welches Objektiv für Porträt?

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Für die Porträtfotografie sind vor allem zwei Dinge wichtig: Die abgebildete Person sollte einerseits nahezu unverzerrt abgebildet und andererseits freigestellt werden. Grundsätzlich sind Blickwinkel von Vollformat-Brennweiten zwischen 80 und 200 Millimetern üblich für die Porträtfotografie.
Besonders empfehlenswert ist der Einsatz einer Festbrennweite. Das bedeutet, dass das Objektiv nicht über einen Zoom verfügt, sondern nur über eine einzige Brennweite, die nicht verändert werden kann.
Die Vorteile einer Festbrennweite:
Der Rand ist schärfer.
Die Lichtstärke ist besser, womit die Schärfentiefe geringer ist.
Es entstehen schönere Bokeh-Aufnahmen.
Mit dem Bokeh-Effekt ist eine ästhetisch ansprechende Unschärfe des Hintergrunds gemeint, von dem sich das Motiv scharf im Vordergrund abgrenzt.
Wenn du Anfänger mit einer Kamera mit kleinerem Sensor bist – wie sie die meisten günstigeren DSLR und Spiegellose haben –, empfehlen wir eine Festbrennweite mit 50 Millimetern. Das entspricht an den meisten dieser Kameras dem Bildwinkel eines 75- bis 80-Millimeter-Vollformatobjektivs.
Diese Objektive sind leicht zu produzieren und darum verhältnismäßig preisgünstig, klein, leicht und lichtstark. Als Blende ist f/1.8 ein guter Wert, da die Blendenöffnung groß ist, was die Schärfentiefe gering hält – ideal für Porträts.
Ebenfalls empfehlenswert ist eine 85-Millimeter-Festbrennweite. Sie sorgt für eine optimale Abtrennung des Motivs vom Hintergrund und zaubert so beeindruckende Bokehs.
Welches Objektiv für Hochzeit?
Für die Hochzeitsfotografie gibt es nicht das eine perfekte Objektiv. Vielmehr kommt es auf die richtige Mischung gleich mehrerer Objektive an. Grundsätzlich sollte, um möglichst viele verschiedene Szenen gekonnt einzufangen, ein Brennweitenbereich von 24 bis 200 Millimetern abgedeckt werden.
- 24 Millimeter: Damit kannst du ganze Räume erfassen, ideal also für das Fotografieren der Feierlocation oder der Tanzfläche. Mit dieser Brennweite kannst du große Gruppen auf engem Raum abbilden oder gleichzeitig einen schönen Überblick über die Zeremonie und die Gästereihen bei der Trauung festhalten.
- 35 Millimeter: Das Standard-Reportageobjektiv eignet sich vor allem für das Fotografieren kleinerer Gruppen, des Hochzeitsessens oder der Hochzeitstorte. Diese Brennweite ist unverzichtbar für jede Hochzeit.
- 85 Millimeter: Diese Brennweite ist ideal, um Porträtfotos des Hochzeitspaars anzufertigen. So steht das Paar im Vordergrund, während der Hintergrund unscharf wird – ein schönes Bokeh entsteht.
- 70 bis 200 Millimeter: Ein Objektiv mit dieser Brennweite ist die richtige Wahl, wenn du dich während der Hochzeit beim Fotografieren eher dezent im Hintergrund halten möchtest. Zwar ist das Objektiv dadurch etwas wuchtiger und schwerer, doch auch aus einiger Entfernung gelingen damit beeindruckende Bilder. Du solltest unbedingt ein lichtstarkes Objektiv wählen, um selbst in dunklen Räumen noch mit Verschlusszeiten fotografieren zu können, die das Verwackeln vermeiden.

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Welches Objektiv für Landschaftsfotografie?

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Bei Landschaftsaufnahmen ist klar, was erreicht werden soll: Möglichst viel Landschaft auf das Bild bekommen. Das funktioniert am besten mit Weitwinkelobjektiven mit einer Brennweite von bis zu 35 Millimetern. Denn: je geringer die Brennweite, desto mehr Landschaft ist auf dem Foto zu sehen.
Sehr gute Abbildungsqualität ist dabei wichtiger als Lichtstärke, denn in der Regel fotografierst du ohnehin mit geschlossener Blende (großer Blendenzahl). Damit stellst du sicher, dass die Aufnahme überall gleichmäßig scharf ist. Festbrennweiten sind hier deutlich im Vorteil.
Zusammenfassung
- Die Brennweite kennzeichnet bei Kameras die Entfernung zwischen Sensor und Objektivhauptebene.
- Brennweite und Sensorgröße bestimmen bei einer festen Kameraposition den Bildwinkel beziehungsweise Bildausschnitt.
- Kameras mit Sensoren kleiner als Kleinbild brauchen einen Umrechnungsfaktor, um den kleinbildäquivalenten Bildwinkel zu errechnen.
- Bei weniger als 50 Millimeter Brennweite spricht man beim Kleinbildformat von Weitwinkelobjektiven, bei mehr als 50 Millimetern von Teleobjektiven.
- Für Porträtfotos sind Brennweiten zwischen 80 und 200 Millimetern üblich, sehr gute Ergebnisse werden mit einer 85-Millimeter-Festbrennweite erzielt.
- Bei Hochzeitsfotografien empfiehlt es sich, mehrere Objekte mit unterschiedlichen Brennweiten zu verwenden. Ein Bereich zwischen 24 und 200 Millimetern sollte mit den Objektiven abgedeckt werden, um die unterschiedlichen Szenerien einer Trauung festhalten zu können.
- Für Landschaftsfotografie empfiehlt sich eine Festbrennweite von maximal 35 Millimetern, da so besonders viel Landschaft abgebildet werden kann.
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